Landesbeauftragter sieht stärkere Aufmerksamkeit für Menschen mit Behinderungen während Corona-Pandemie

Joachim Leibiger: „Notfalls Bußgelder gegen diskriminierende Verhaltensweisen verhängen!“

Am heutigen Internationalen Tag der Menschen mit Behinderungen präsentierte der Landesbeauftragte für Menschen mit Behinderungen Joachim Leibiger gemeinsam mit Landtagspräsidentin Keller und dem Leiter des INSA-Meinungsforschungsinstituts Binkert den diesjährigen Inklusionsmonitor. Die jährliche Ergebung zeichnet ein aktuelles Stimmungsbild zur Akzeptanz und Lage von Menschen mit Behinderungen in Thüringen.

Joachim Leibiger stellte klar: „Aus den Erfahrungen 2020 müssen und werden wir lernen: Die Mehrheit der Befragten spricht sich gegen eine Pauschalisierung von Risikogruppen in Pandemiezeiten aus. Werkstattschließungen, Besuchsverbote und Maskenpflicht müssen künftig differenzierter betrachtet werden. Ich beobachte eine stärkere Aufmerksamkeit für die Belange von Menschen mit Behinderungen in der Pandemie!“

Die repräsentative Erhebung befasste sich in diesem Jahr schwerpunktmäßig mit dem Thema Corona-Pandemie. Für den Inklusions-Monitor 2020 wurde eine bevölkerungsrepräsentative Telefon- und Online-Befragung mit insgesamt 1.042 Personen aus Thüringen ab 18 Jahren durchgeführt. Der Erhebungszeitraum lag zwischen dem 09.11.2020 und dem 17.11.2020.
Von den 1.042 befragten Personen haben 189 (18 %) angegeben selbst eine Behinderung zu haben. 394 (38 %) geben an, Menschen mit Behinderung im Familien- oder Freundeskreis zu haben.

Was den Umgang und die Behandlung von Menschen mit Behinderungen während der Pandemie betrifft, so lehnt die Mehrheit der Befragten (56%) eine pauschale Deklarierung dieser Bevölkerungsgruppe zur Risikogruppe ab. Die Informationen über Auflagen, Gefahren und Risiken für Menschen mit Behinderungen sollten ausgebaut und von behördlicher Seite auch in Leichter Sprache zur Verfügung gestellt werden (81%). Die pauschale Schließung von Werkstätten wird unter den Befragten für falsch erachtet. Im Gegenteil: Menschen mit Behinderungen sollten in Pandemiezeiten weiter arbeiten dürfen (77%).

Joachim Leibiger: „Die letzten Monate haben vielen Menschen mit Behinderungen enorm viel abverlangt. Es ist sehr positiv, dass dies auch in der Bevölkerung so gesehen wird. Hinzu kommt, dass bei der Befreiung von der Maskenpflicht durch missbräuchliche Verwendung von gefälschten Attesten denen das Leben schwer gemacht wird, die aus gesundheitlichen Gründen keine Maske tragen können.“ Der Beauftragte stellte klar, dass er es nicht hinnehmen könne, wenn es unter Hinweis auf die Infektionsgefahr zu diskriminierenden Verhaltensweisen komme, Menschen mit Behinderungen etwa an Geschäften abgewiesen würden. Er forderte in diesem Zusammenhang die Möglichkeit für Ordnungsämter, Bußgelder gegen Geschäftsinhaber zu verhängen.

Hintergrund:
Im Auftrag des Thüringer Beauftragten für Menschen mit Behinderungen wurde 2016 ein Inklusions-Monitor in Thüringen ins Leben gerufen. In landesweiten Erhebungen in den Jahren 2016, 2017, 2018 und 2019 wurden die Thüringer zu verschiedenen Aspekten rund um die Thematik „Menschen mit Behinderungen“ befragt. Um fortlaufend Veränderungen im Meinungsbild der Thüringer Bevölkerung zu erheben, wurde auch im Jahr 2020 der Inklusions-Monitor durchgeführt. Der Inklusions-Monitor besteht aus einem allgemeinen Teil, der jedes Jahr gleichermaßen abgefragt wird, und einem thematischen Schwerpunkt-Teil. Dieser Schwerpunkt ist im Jahr 2020 „Corona“.

Der Ergebnisbericht des Instituts INSA ist dieser Medieninformation angehängt.

Markus Lorenz
Stellvertreter und Pressesprecher

DER THÜRINGER LANDESBEAUFTRAGTE FÜR MENSCHEN MIT BEHINDERUNGEN

 

Inklusionsmonitor 2020 (pdf, barrierefrei)