Thüringen im Ländervergleich bei Barrierefreiheit von Bahnhöfen auf vorletztem Platz

Behindertenbeauftragter fordert Landesfachstelle und Strategie für Barrierefreiheit

Wie das gemeinnützige Verkehrsbündnis Allianz pro Schiene in einer Analyse feststellt, haben es Menschen mit Behinderungen an Bahnhöfen in Thüringen wie dem Saarland, Hessen und Bayern besonders schwer: Im bundesweiten Vergleich sind danach etwa nur rund 74 % der Bahnsteige im Freistaat stufenfrei erreichbar. Mehr als ein Fünftel der Thüringer Bahngleise bleibt für Personen mit körperlichen Einschränkungen unzugänglich. Häufig fehle es an den Bahnhöfen im Freistaat vor allem an ausreichenden Aufzügen, Rolltreppen oder Rampen, um die Gleise zu erreichen. Damit bewegt sich Thüringen deutlich unter dem bundesweiten Durchschnitt.

Die Angaben des Verkehrsbündnisses gehen auf die Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Grünen-Bundestagsfraktion (Drucksache 19/18841) zurück.

Thüringens Landesbeauftragter für Menschen mit Behinderungen findet die Platzierung seines Bundeslandes beschämend und hat einen Appell an die verkehrspolitischen Akteure auf Landesebene und in den Thüringer Kommunen gerichtet, sich der Behebung dieses Missstandes eingehend zu widmen. Es bestehe dringender Handlungsbedarf.
„Die Bahnunternehmen, aber auch die Landes- und Kommunalpolitik in Thüringen sollten diese diskriminierenden Barrieren möglichst schnell abstellen und für eine echte Barrierefreiheit beim Reisen durch Thüringen sorgen. Reisen ist nicht immer eine willkommene Abwechslung in der Freizeit, sondern häufig eine notwendige Begleiterscheinung des modernen Arbeitslebens“, sagte Leibiger. Bauliche Barrieren dieser Art seien nicht mehr zeitgemäß und sollten unbedingt behoben werden. Der öffentliche Personenverkehr müsse gestärkt werden. Hier seien das Land wie auch die Thüringer Kommunen aufgerufen, diese Hindernisse zu beseitigen, so der Beauftragte. Leibiger erinnerte in diesem Zusammenhang auch an seine Forderung, endlich eine Landesfachstelle für Barrierefreiheit zu gründen, die sich themenübergreifend auf den verschiedensten gesellschaftlichen Ebenen mit der Barrierefreiheit befasse, dazu berate und steuernd eingreife. „Die Landesfachstelle muss kommen, damit wir eine Strategie für Barrierefreiheit auflegen können. Andere Bundesländer haben uns das voraus, da müssen wir aufholen“, so der Beauftragte abschließend.

Kontext:
Auch der unlängst vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) ausgelobte Bundesteilhabepreis 2020 beschäftigt sich mit den Bedingungen und Voraussetzungen für einen wirklich inklusiven Sozialraum und steht dieses Jahr unter dem Thema „Perspektive auch in Corona-Zeiten: Barrierefrei reisen in Deutschland.“

Kontakt:
Markus Lorenz
Stellvertreter und Pressesprecher

Weiterführende Informationen

Analyse
Datenerhebung: Verkehrsverbündnis Allianz pro Schiene 05/2020

Bundesteilhabepreis 2020 (BMAS)
Bundesteilhabepreis des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales (BMAS)